Viele kleine Momente machen ein großes Erlebnis, das lange nachklingt. Jetzt im Winter, wo die Tage kurz sind und Esprit an Land steht, ist Zeit, sich an den Sommer zu erinnern. Wir haben Trainees und Stammcrew gefragt, was ihr Highlight beim Island-Törn war. Hier eine kleine Bilderschau.
Inken: Wenn das Land achteraus bleibt
Törn Bergen – Reykjavik
Segel hoch, ein kleines Reff im Schoner. Ein feiner Wind bringt Esprit in Schwung. Allen an Bord ist klar: Voraus liegt jetzt für mindestens drei Tage nur offenes Meer. Der Blick wandert zurück über die dunklen Buckel der Faröer-Inseln, anfangs sieht man sogar noch Schafe. Dann wird das Land kleiner und kleiner. Das nächste Mal Land gibt es dann erst in ein paar Tagen.
Christian: Vulkanische Vorposten
Törn Bergen – Reykjavik
Am Abend des 3. August lassen wir die Färöer Inseln hinter uns. Mit Wind und starker Strömung segeln wir in die Weite. In den folgenden vier Tagen der Überfahrt erleben wir überraschend oft Flaute. In der Ferne steigt immer wieder der Blas der Wale empor. Schon einen Tag vor dem Landfall kommen die monumentalen Gletscher in Sicht, unter denen sich die vulkanische Aktivität Islands versteckt.
Als wir uns Vestmannaeyjabær, einer Inselgruppe vor der Südküste von Island, nähern sind fast alle an Deck. Hier wollten wir hin – jetzt sind wir da. Unser erster Hafen wird Heimaey auf der gleichnamigen Insel. Die Hafeneinfahrt ist wie eine schmaler Schacht zwischen Klippen. Hier bestimmt die Natur das Leben. Als im Jahr 1973 der Vulkan Eldfell ausbricht, hätte der Lavastrom beinahe die Hafeneinfahrt für immer verschlossen.
Tags darauf statten wir der Insel Surtsey noch einen Besuch ab, die sich ab 1963 durch vulkanische Aktivität gebildet hat. Dass wir die Gelegenheit hatten, so nah unter Segeln an dieses unberührte Stück Erde heranzukommen, war ein Glücksfall – vor allem, da sich auch das Wetter mit strahlendem Sonnenschein von seiner besten Seite zeigte.
Malte und Kirstin: Action mit Umsicht
Törn Reykjavik – Reykjavik
Was ist mit der Fock los? Plötzlich lässt sich das Fall ganz ohne Kraft ziehen. Einen Moment später hängt die Fock wie eine schlappe Gardine in Falten am Vorstag: Der Patent-Schäkel, der das Fall mit dem Segel verbindet, hat sich offensichtlich geöffnet. Man könnte auch sagen: Jemand hat ihn nicht richtig zu gemacht. Aber nach Schuldigen zu suchen macht in dieser Situation keinen Sinn. Vielmehr brauchen wir schnell eine Lösung für das Problem. Umkehren? Zurück nach Reykjavik, in den Hafen, anlegen, reparieren? Das wäre schade, denn vor uns liegt eigentlich ein herrlicher Segeltag. Schnell werden die anderen Optionen durchgedacht: Ohne Fock segeln? Kein Vergnügen! Jemanden in den Mast ziehen und unterwegs reparieren? Schon besser. Allerdings muss diese Arbeit sorgfältig geplant werden. Wir ändern den Kurs, gehen dicht unter Land um wenig Seegang zu haben und holen die Ausrüstung aus der Achterkammer: Helm und Klettergurte sowie das passende Werkzeug. Jeder Handgriff wird in Vorfeld besprochen.
Erst als alles sortiert ist, beginnt die eigentliche Aktion. Gerade noch rechtzeitig: Kaum ist Kirstin nach getaner Arbeit wieder an Deck, rollen die ersten größeren Wellen heran, es ist vorbei mit der Landabdeckung . Aber da geht die Fock auch schon hoch. Den Rest der Reise prüfen alle dreimal, ob die Schäkel am Fall auch wirklich richtig zu ist.
Marlene: Schaukelei und Surf-Spaß
Törn: Reykjavik-Torshavn
Von den Westmänner-Inseln im Süden von Island bis zu den Faröer-Inseln sind es knapp 400 Seemeilen offene See. Der Wind kam von vorne, meist mit fünf bis sechs Beaufort, manchmal auch mehr. Das Segeln war anspruchsvoll, auch, weil die Wellen auf dem Nordatlantik deutlich größer sind als in der dänischen Südsee.
Nach ein paar Tagen war die Seekrankheit zwar bei den meisten nicht vorbei, aber man hatte sich dran gewöhnt und das Segeln machte Spaß – vor allem auch das Segeln in der Welle. Wer sorgfältig steuert, kann mit Esprit fast surfen. Das ist zwar super anstrengend, weil man keinen Moment unaufmerksam sein darf, aber genau das sind die Momente die bleiben, die inspirieren und an denen man wachsen kann.
Auf den Faröer-Inseln wurde die Crew mit super Segelwetter belohnt. Mit einem Schwupps waren die regnerischen und schaukligen Tage vergessen. Die Sonne schien auf die Klippen, die satt grünen Hänge und die Buchten, in denen Wale Mittagsschlaf halten. Es ist schwierig, dieses Erlebnis in Worte zu fassen, aber es war das Gefühl, unweigerlich ein Teil des Natursytems zu sein – ein Teil von etwas Größerem, das uns beeinflusst und das wir selbst wenig beeinflussen können. Und: Es ist ein Geschenk, die Möglichkeit zu haben eine so unberührte Naturlandschaft von einem Boot aus bewundern zu können. Wir und zu spüren, wie klein wir Menschen in unserem Lebensraum eigentlich sind.
Conny: Ein Herz für hungrige Segler:innen
Törn: Reykjavik-Reykjavik und Reykjavik-Torshavn
Fisch frisch vom Kutter? Auf Island war das gar nicht so einfach. Zwar exportiert das Land im Jahr 1,4 Millionen Tonnen Fisch in alle Welt. Aber am Kai schüttelten die Seeleute nur mit dem Kopf auf die Frage, ob sie was verkaufen würden. In Patriksfjodur wurde das Kochteam an die örtliche Fischfabrik verwiesen, wo gerade Schellfisch angelandet worden war. Eigentlich ist auch hier Direktverkauf nicht vorgesehen, aber der Produktionsleiter hatte ein Herz für die hungrigen Segler:innen und organisierte eine Kühlbox voll Fisch. Der Inhalt reichte dann für alle für zwei Tage. Auch in Torshavn auf den Faröern gibt es keinen Direktverkauf am Hafen – trotz der großen Fischzucht-Anlagen vor der Küste. Dafür gab es im örtlichen Supermarkt eine imposante Fischtheke – und einen imposanten Lachs, der später dann an Bord in der Kombüse schmorte.